auf Deutsch, Writing and the Writer

Die Wächter des Abendlandes können sie mal…

…oder so etwas in der Art.

Zuerst einmal “Glückwunsch!”, liebe Autorin.

Diese besagte Autorin, die Romane im Selfpublishing veröffentlicht (was ja nicht PER SE als Zeichen mangelnder Qualität angesehen werden MUSS), hat jüngst einen Blogartikel veröffentlicht, in welchem sie sich schlichtweg “weigert”:  Sie ist “dagegen”, das Vorhandensein eines (huch, auch noch BEZAHLTEN?) Lektorates als Merkmal für die Qualität eines Buches anzusehen. Die Notwendigkeit solch eines “TÜVs” für Bücher (den sie mit einer “Zensur” vergleicht) sieht sie betonterweise nicht.

Dieser Blogartikel erhitzt nun die Gemüter sowohl auf der Pro- (Pro-Lektorat, nicht Pro-Zensur, wohlgemerkt) als auch auf der Contra-Seite, und somit ist der Name der Autorin in aller vieler Munde. Wie sie selbst auf Social Media anführt, hat sie inzwischen eine Reihe neuer “Anfragen” erhalten.

Also: Glückwunsch!

Diversen Punkten ihrer Argumentation kann ich sogar zustimmen: So ein Lektorat ist teuer kostet erstmal Geld. Und nicht jede/-r Autor/-in will – oder kann! – die jeweilige Summe in sein/ihr Produkt (sprich: Buch) investieren. Kann ich verstehen. Das Geld muss man schließlich erst einmal haben. Je nach Finanzlage ist die Investition im individuellen Fall einfach. nicht. machbar.

Aber!

Ob ein Lektorat nun wichtig oder sogar qualitativ gesehen unverzichtbar ist – die Diskussion darüber ist alles andere als neu.

“Lektorat? Brauche ich nicht!!”

Wenn man als Selfpublisher beschließt:

  • Mein Manuskript ist gut.
  • Ich war in der Lage, mein Buch “einfach so” zu schreiben. Ich habe “Talent”.
  • Ich habe eine Rechtschreibkontrolle durchgeführt.
  • Ich bekomme positive Rückmeldungen von den Leuten, die für mich maßgeblich sind (d. h. von meinem Publikum).

… wer bin dann ich (also ich als potenzielle Leserin, die zufällig auch Lektorin ist), da etwas gegen zu sagen? Aus Lesersicht kann man (ich) allerdings beschließen, dass das Buch ein Fehlkauf war, weil ich zu dem Prozentsatz gehöre, dem bestimmte Dinge einfach auffallen und mir das Lesevergnügen vermiesen können, wenn sie zu gehäuft auftreten …

… so wie beispielsweise bei einem Song, den ich vielleicht auf iTunes oder Amazon gekauft habe. Der Song ist echt gutes Material – tolle Melodie, gut gesungen. Aber irgendwas an der Aufnahme stört mich: Es klingt, als wäre das Ganze in der Küche aufgenommen worden. Wurde hier vielleicht nicht in ein professionelles Tonstudio investiert?

Vielleicht ist aber auch die Aufnahmequalität gut – nur dummerweise gibt’s da diesen einen hohen Ton im Refrain, den die Sängerin regelmäßig ganz knapp verfehlt. Vielleicht wäre es an dieser Stelle besser gewesen, mit einem Vocal Coach zu arbeiten, oder zumindest mit einem erfahrenen Produzenten.

So manchen Hörern – d. h. Kunden – wird das gar nicht auffallen, oder es stört sie nicht. Aber Abstriche in der Qualität sind es trotzdem. Und das kann für eine Karriere, sei sie nun musikalisch oder schriftstellerisch, mittel- bis langfristig eben Abstriche bedeuten. Wenn das die betreffenden Künstler nicht stört – okay. Ich urteile in solchen Fällen mit Hilfe meines Geldbeutels, indem ich das Produkt wenn möglich umtausche und zukünftige Produkte dieser Künstler nicht mehr kaufe.

Muss mich als Autorin so etwas interessieren?

Soweit die geneigte Blog- und FB-Leserschaft es versteht: Nö! Denn:

Wenn bei mir als Selfpublisher dann die Kollegenseite zu motzen anfängt, dass ich den Ruf der Branche negativ beeinflusse, und wenn die “Wächter des Abendlandes” mich “bashen” – das lasse ich das ganz geschmeidig an mir abgleiten. Oder vielmehr: Ich weiß, dass man sich über mich “das Maul zerreißt”, aber was kümmert’s mich?

[Und ich glaube, dann war da auf FB noch irgendwas im Sinne von: Nahrungsmittel für weibliche Schweine zu lesen. Neinnein, nix Perlen vor die – ihrwisstschon…]

Und? Uuuund!? Wie isses denn jetz’?

Nun, ich (also ich als potenzielle Leserin, die zufällig auch Lektorin ist) habe mal bei Amazon vorbeigeschaut und mir per Leseprobe-Funktion “Blick ins Buch” selbst ein Bild gemacht. Nach den ersten paar Seiten finde ich spontan solche “Abzüge in der B-Note” wie:

  • “DANN” statt “denn”
  • bestimmte durchgehende Satzzeichenfehler und dazu das Vermissen einiger zusätzlicher Satzzeichen, die grammatikalisch gesehen zwar optional sind, aber in diesem Fall dem Lesefluss gut getan hätten.

Dies sind Dinge, die man ggfs. sogar ohne Lektorat hätte feststellen können. Weitere Punkte wie Unregelmäßigkeiten im Bereich Stil/Ausdrucksweise und alles andere lasse ich jetzt bewusst außen vor. Und wenn da mal ein “Eine” statt ein “eine” steht – hey, wer außer Lektoren kennt sich schon mit der neuen Rechtschreibung aus!

Also??

Die Autorenkollegin beruft sich auf ihr Talent. Man könne durchaus die Fähigkeit haben, ein Buch “einfach so” zu schreiben. Mein Fazit: Talent? Will ich ihr gar nicht absprechen. Hat sie vermutlich. Nur habe ich persönlich nicht mehr das Interesse, mehr darüber herauszufinden. Ist aber auch nicht wichtig. Denn soweit ich verstanden habe, kann ich [bzw. Leute wie ich] sie sowieso mal …

~~~

P.S.: Ich habe diesen Text hier nicht lektorieren lassen. Aber zumindest sind sämtliche etwaigen Fehler hier drin für die Leserschaft kostenlos.

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